In wenigen Tagen ist es bei uns im Osten von Österreich wieder so weit – das 1. Halbjahr ist vorbei und es gibt Schulnachrichten (Halbjahreszeugnisse).

Für viele Kids wird es das erste Zeugnis in ihrem Leben sein, für andere das erste in einer neuen Schule, für einige vielleicht sogar schon die letzte Schulnachricht. Ich kann mich selbst noch so gut erinnern: Auch wenn es „nur“ das Zwischenzeugnis war, war es doch auch für uns Kinder immer ein MERKBARER Abschnitt im Laufe des Schuljahres, den wir mehr oder weniger erfreut herbei gesehnt.

Für kurze Zeit wird es ruhiger in der Schule, eine Woche Ferien und dann quasi wieder retour an den Start. Zurück zur „Nulllinie“. Nur leider ist es für manche Kinder nicht wirklich die Nulllinie, von der aus sie in das neue Schuljahr starten.

 

Start von der „Nulllinie“?

Was ist mit Kindern, die in den vergangenen Monaten vielleicht einmal nicht so auf dem Damm waren, die bei einer Leistungsbeurteilung „versagt“ haben,  die nun nicht die Noten nachhause bringen, die sie oder ihre Eltern sich erhofft hatten? Jene Kids, die wirklich alles versucht und ihr Bestes gegeben haben.

Starten sie wiklich von der „Nullinie“ aus? Ich glaube nicht! Denn diese Kinder sind oft so enttäuscht, sie hadern mit sich und (ver)zweifeln an sich. Sie vergessen, dass es neben der Schule und den Noten noch viel anderes gibt, das sie auszeichnet, das sie wertvoll und einzigartig macht. Doch das können sie in diesen Momenten nicht sehen – was sie sehen, ist die in Zahlen ausgedrückte Bewertung  ihrer Erfolge/Misserfolge. Was sie jetzt brauchen ist Trost – Heilung für ihre kleinen verletzten Seelen, damit aus kleinen Kratzern nicht tiefe Wunden werden.

 

Ich persönlich finde es ja schade, dass unsere Kinder (so wie auch schon wir) in Form von Zahlen/Noten beurteilt werden. Mir ist schon klar, dass das aufgrund einer gewissen Vergleichbarkeit und Vereinheitlichung notwendig ist. Aber wir Menschen sind einzigartig – jedes Kind ist einzigartig und hat ganz besondere Gaben. Und diese Einzigartigkeit kann nicht in Form von Zahlen/Noten rückgemeldet werden!

 

Unsere Sprache ist so vielfältig

mit ihr können wir so exakt bzw. differenziert beschreiben und ausdrücken, was wir meinen. Und so finde es  viel schöner, wenn wir unseren Kindern mit WORTEN Rückmeldung über ihre Besonderheiten geben.

Vielleicht kennst du auch diese Geschichte aus dem Internet,  in der eine Lehrerein ihre Klasse aufgefordert hatte, den Namen aller Klassenkameraden auf einen Zettel zu schreiben. Sie bat ihre Schüler  auch neben jeden Namen, das netteste zu schreiben, was ihnen zum jeweiligen Namen einfallen würde. Die Lehrerin sammelte dies ein und schrieb für jeden Schüler eine eigene Liste mit all den netten Dingen, die über ihn gesagt wurden. Diese Liste teilte sie den Schülern aus – das Staunen war groß in der Klasse. „Ich wusste gar nicht, dass ich irgendjemandem was bedeute!“ und „Ich wusste nicht, dass mich andere so mögen“, waren die Kommentare. Niemand erwähnte danach die Listen wieder. Die Lehrerin wusste nicht, ob die Schüler sie untereinander oder mit ihren Eltern diskutiert hatten, aber das machte nichts aus. Die Übung hatte ihren Zweck erfüllt. Die Schüler waren glücklich mit sich und mit den anderen. 

Jahre später trafen sich Klasse und Lehrerin auf dem Begräbnis eines verstorbenen Schülers. Wie sich nach dem Begräbnis herausstellte, hatten alle Schüler ihren Zettel aufbewahrt.

Egal ob diese Geschichte nun wahr ist oder nicht, ich finde sie sehr berührend. Zeigt sie mir doch wie kraftvoll und machtvoll Worte sind. Aber auch welch machtvolle Ressource so ein „Zeugnis“ sein kann, wenn doch alle Betroffen es bis ins Erwachsenenalter aufgehoben haben um sich damit zu stärken.

 

Worte statt Zahlen

Was hältst du davon, wenn WIR diesem Beispiel folgen und UNSEREN Kindern immer wieder ein Zeugnis ausstellen? Ihnen immer wieder versichern, was das Besondere an ihnen ist. Was sie für uns SO wertvoll macht, so einzigartig, so grandios. Und das nicht nur mündlich (was die meisten Eltern ohnehin schon tun), sondern – da das geschriebene Wort noch viel machtvoller ist als das gesprochene- wirklich schriftlich. 

Also was spricht dagegen, wenn WIR unseren Kindern ein HERZENSZEUGNIS ausstellen? Ein Zeugnis, das das Kind immer wieder zu Hand nehmen kann, wenn es sich verunsichert fühlt und an sich selbst zweifelt!  Um sich zu erinnern und sich selbst wieder aufzubauen.

Ein Herzenszeugnis kannst du jederzeit ausstellen. Das muss nicht zwangsläufig  zeitgleich zur Zeugnisverteilung in der Schule sein. Wobei dieser Zeitpunkt ein guter Erinnerungsanker ist und es gerade dann helfen kann, eventuelle Enttäuschungen nicht so schwer zu nehmen. Es erinnert dein Kind dann, dass es viel mehr ist als nur eine Note in Mathe oder Deutsch.

 

Herzenzeugnis für verschiedene Situationen

Ich möchte aber noch ein paar Schritte weiter gehen:

  • Was wäre, wenn wir nicht nur unseren Kindern ein solches Zeugnis ausstellen? Wenn wir den Menschen, die wir gerne haben, immer wieder einmal so ein Herzenszeugnis ausstellten?
  • Wenn wir das unserer besten Freundin mal einfach nur so schenkten?
  • Oder einer Bekannten, von der wir wissen, dass sie gerade mit sich selbst (aus welchem Grund auch immer) im Unreinen ist, eines schrieben?
  • Wäre das nicht auch ein nettes Geschenk, z.B. zum Valentinstag *)?
  • Wie würde es uns gehen, wenn wir eines bekämen? Vielleicht frage ich demnächst jemanden um einen Gefallen oder ich stelle mir selbst eines aus!

Ergänzung Mai 2020: Mein Herzenszeugnis für alle Mamas (inspiriert durch alle Mamas, die ich kenne): Klicke hier um zu Vergrößern

Was hältst du davon?  Wie gefällt dir die Idee mit dem Herzenszeugnis?
Hast du so etwas schon geschrieben?
Oder bekommen? Wie war das für dich?
Hast du noch andere Ideen, wo und wie man so ein Herzenszeugnis einsetzen kann?

Ich freue mich über deine Meinung und Erfahrung unten in den Kommentaren. Danke!

P.S. Bitte teile den Beitrag, damit noch viele andere Menschen die Möglichkeit bekommen, ein Herzenszeugnis auszustellen und zu verschenken.

 

✨✨kostenlose Vorlagen fürs Herzenszeugnis✨✨

 

 

Das sind die ersten Vorlagen für mein Herzenszeugnis, die ich 2018 nach einer Inspriation von Nicole Zöbl erstellt. Leider konnte ich damals ihre Vorlage nicht mehr auffinden. Es gibt sie in 4 verschiedenen Farbvarianten. Wenn auch du meine Vorlage verwenden möchtest, kannst du sie dir hier direkt herunterladen. *)

 

 

 

Neue Vorlagen in neuem Design und unterschiedlichen Farben kamen 01/2020 dazu (Es gibt sie im Hochformat und Querformat zum direkten Download).

 

 

 

Neue Designvorlagen 2023 findest du hier zum gratis Download!

 

 

 

Eine Vorlage als Geschenk zum Valentinstag kannst du dir auch hier herunterladen.

Verschiedene Vorlagen für den Muttertag findest du hier.

 

Nachtrag vom 22.10.2019: Dieser Aritkel aus der Onlineausgabe der Wienerin könnte dich auch interessieren: „Liebe Einserschüler*innen: Noten sagen echt nichts darüber aus, was ihr wisst“

 

Bildnachweis: Herzenszeugnis: selbst Mädchen mit Zeugnis: Fotolia 52755760